Dienstag, 15. Dezember 2015

Opa, der Konzertmeister

Mein Opa war Musiker mit Leib und Seele. Er spielte Geige konnte aber auch Klavierspielen, allerdings überließ er das lieber seiner Frau.
Er arbeitete viele Jahre als Konzertmeister in Bad König, einem recht kleinen Kurort im Odenwald. Ganz in der Nähe von Michelstadt und Erbach.
Opa leitete eine kleine Kapelle, die zur Unterhaltung der Kurgäste engagiert war. Es gab eine Pianistin, Opa war der Meinung, dass sie schrecklich klimperte, da ihr die Hingabe zur Musik fehle. Tja, so war er halt. Wer nicht so viel wie er übte und sich in die Musik hinein kniete, der war in seinen Augen nur ein Dilettant.
Ein Mann spielte die zweite Geige. Nun ja, unter den beiden Männern gab es leider auch öfter Dispute. Und ein Cellist gehörte ebenfalls zu dem Quartett. Manchmal wurde es noch durch einen Trompeter oder auch einen Gitarristen ergänzt. Je nachdem welche Musik auf dem Programm stand.
Es gab, wie schon erwähnt öfter mal dicke Luft unter den Musikern, denn Opa war nicht immer einfach zu nehmen. Und er hasste Larifari-Musik.
Damit nicht genug. Der damalige Kurdirektor war nicht unbedingt ein Freund meines Opas. Nein, er war oft wütend, denn mein Großvater nahm sich die Freiheit selbst zu entscheiden, welche Musik er machte. Das passte dem Herrn Kurdirektor nicht. Er wollte nur leichte Unterhaltungsmusik und konnte nicht verstehen, dass mein Großvater auch manchmal Klassiker, wie Mozart oder Rachmaninow spielte. Die Diskussionen gingen dann so lange hin und her, bis mein Opa die Tür hinter sich zu schmiss und wutentbrannt das Büro des Kurdirektors verließ. Bis zum nächsten Disput.
Allerdings gab er auch immer wieder Konzerte mit schöner Tanzmusik und es war alles eitel Sonnenschein!
Es hatte sich bis ins Erbacher Schloss herumgesprochen, dass in Bad König eine ganz gute Kapelle spielte. Eines Tages war dann auch die Prinzessin von und zu Erbach und bei Rhein unter den Zuhörern. Sie konnte sich ebenfalls für einige Stücke, die mein Opa gemeinsam mit seinen Musikern spielte, begeistern. Nach der Vorstellung sprach sie meinen Opa an, ob er den Lust hätte einmal in Erbach zu spielen. Natürlich fühlte sich Opa sehr geehrt. Das muss man sich mal vorstellen, er war ins Schloss eingeladen worden.
Einige Wochen später fuhr er mit der Pianistin, dem Cellisten und dem zweiten Geiger nach Erbach. Am Bahnhof wartete schon ein Limousine und brachte die vier ins Schloss. Sie wurden in einen kleinen Raum geführt, dort konnten sie erst einmal ihre Instrumente ablegen – die Pianistin natürlich nicht. Nach etwa 5 Minuten kam die Prinzessin dann selbst um sie zu begrüßen. Sie nahm die vier mit ein einen ziemlich großen Raum. An den Wänden standen Kandelaber und verbreiteten ein angenehmes Licht. In den Stuhlreihen saßen bereits viele Zuhörer. Die Musiker geführt von der Prinzessin gingen vor zum Klavier und brachten ihre Instrumente in zum Klingen. Nach ungefähr einer Stunde, war das Repertoire erschöpft und die Musiker waren etwas erschöpft. Sogar mein Opa war an diesem Abend zufrieden mit seinen Musikern und auch mit seinem eigenen Spiel.
Die Gäste der Prinzessin sagten ebenfalls, dass es ihnen sehr gut gefallen habe!

3 Kommentare:

  1. Liebe Conny,
    habe Deine Geschichte gerne gelesen. Die Gegend um Bad König ist wunderschön. Dort gehe ich oft wandern und fahre durch Bad König nach Vielbrunn. Ob es heute auch noch so eine Kapelle gibt? Liebe Grüße Eva

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    1. Liebe Eva,
      leider lese ich erst heute deinen Kommentar.... ich muss mich immer noch hier einarbeiten. Entschuldige bitte!
      Ich weiß es nicht, ob es in Bad König immer noch eine Kurkappel gibt. Vermutlich wird je nach Bedarf, ein Band oder so engagiert.
      Liebe Grüße
      Conny

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  2. Liebe Conny,
    da hattest Du ja einen tollen Opa. Diese Geschichte habe ich sehr gerne gelesen, denn dieses Vorspielen im Schloss war schon etwas ganz Besonderes. Was mich noch interessieren würde: Wie hat eigentlich der Kurdirektor darauf reagiert? Hat er dann ohne Murren Deinem Großvater die künstlerische Freiheit gelassen?
    Dein Opa war bestimmt hinterher so etwas wie eine Berühmheit im Ort. :-)
    LG
    Astrid

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